Erfahrungsbericht: Bitte um Zweitmeinung

(Krebs, Entzündung, Operation, Nachsorge, Verdauung, Ernährung, Diabetes, Reha, Recht ...)

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Sony
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Re: Erfahrungsbericht: Bitte um Zweitmeinung

Beitrag von Sony »

Habe mir beim Lesen deiner Story auch gedacht, dass mir sehr vieles sehr bekannt vorkommt.

Was du machen kannst? Ehrlich gesagt weiss ich es nicht, sonst würde ich es selbst machen. Eines ist klar: Von Arzt zu Arzt rennen hat mir überhaupt nichts gebracht. Da ich gegenüber dir etwas zeitlichen Vorsprung habe, bei mir geht das jetzt seit knapp drei Jahren, einfach ein paar Tipps: Versuche dich nicht verrückt zu machen. Keine Noxen (Kein Alkohol, nicht Rauchen) und supplementiere kräftig (gibt hier einen Thread von wasistes). Mit den Supplements habe ich praktisch alle üblen Begleiterscheinungen bis auf die Beinschmerzen weggekriegt, ich nehme zurzeit: Multivitamin, Vitamin C (in Atombombendosis), OPC bzw. Traubenkernextrakt, Mariendistel, MSM, Lecithin, Kurkuma und Vitalpilze (danke Doerte an dieser Stelle). Wie gesagt sind Begleiterscheinungen und Magen Darm Beschwerden grösstenteils wieder in Ordnung damit bzw. viel besser. Was halt bleibt sind die Schmerzen.

Zur Ernährung: das ist auch mein grösstes Problem. Ich habe das Gefühl, dass die Sachen von Tag zu Tag ändern. Was für mich nicht gut ist: Zucker, Fett, Rohkost, verarbeitete Sachen, Kohlesäure. Scheint bei jedem anders zu sein, gibt auch dazu einen Thread, schau mal rein (Sammelthread: Alltagstipps um eure Beschwerden zu lindern). Ausgewogen ist sicher ein guter Tipp. Ich bin ständig am pröbeln, habe jetzt wieder länger nach komplett laktosefreier Phase Milch und Joghurt (griechisch, mit ziemlich viel Fett) zu mir genommen. Habe nach ein paar Wochen nun das Gefühl, dass die Schmerzen wieder stärker werden. Ansonsten habe ich aber keine schlauen Tipps. Mit vielen Mahlzeiten kann ich leider nicht dienen, da mein Zucker mal erhöht war und der dies nicht cool findet. Das heisst, drei Mahlzeiten am Tag und möglichst nicht zu gross, was man dann leider auch am Gewicht sieht. Aber: Ich habe auch gemerkt, dass wenn ich viel esse und Süsses und alles drum und dran (wie an vergangener Weihnachten), ich eher ab- als zunehme. Scheissgefühl.

Zur Psyche: Hat jeder! Hundertprozent. Schmerzen auf Dauer, keine Diagnose, Horrorstorys im Internet, Lebenserwartung etc. das alles ist Gift für das Menthale und zerrt an der Psyche. Ich war früher immer lustig, Optimist ohne Ende, der Coole usw. Das hat sich gewaltig verändert. Trotzdem versuche ich, den Kopf oben zu behalten und die Krankheit nicht mein Leben bestimmen zu lassen. Gelingt mir mal mehr, mal weniger. Psychologische Hilfe zu holen ist sicher ein guter Tipp und vor allem: Kein Zeichen von Schwäche! Ich werde dies früher oder später auch machen.

Habe dir also leider auch kein Patentrezept, ausser wirklich erhobenen Hauptes vorwärts zu gehen. Ich habe vor einem halben Jahr eine neue ziemlich anspruchsvolle Stelle mit vielen Angestellten etc. angenommen. Auch wenn es hart ist und ich mir vorher lange den Kopf zerbrochen habe, ob ich soll oder nicht - bereut habe ich es keine Sekunde. Im Gegenteil: Ablenkung ist aus meiner Sicht etwas vom Besten!
Karim
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Re: Erfahrungsbericht: Bitte um Zweitmeinung

Beitrag von Karim »

Puuuh, das gibt mir gerade wieder etwas Kraft!

Würde ich nicht meinen Freund zu Seite haben, der immer und bei allem dabei ist, keine Ahnung was dann wäre.
Ich supplimentiere bereits wie ein Blöder (geht leider ziemlich ins Geld) - Curcumin, Vitamin C, Mariendistel, L-Glutamin, Vitamin-Komplex, Schwarzkümmel (Schwarzkümmel war bis jetzt bei mir der ultimative Tipp)
Hier scheine ich zumindest auf dem richtigen Weg zu sein.

Wie hast du es denn mit den Schmerzen?
Bei mir sind sie eigentlich immer gleich, ich kann also gut mit ihnen leben. Ich hoffe dies bleibt auch so.

Ernährungstechnisch gebe ich dir recht - ich z.B. habe bemerkt das mir Kokosprodukte (z.b. Kokosjoghurt) viel besser bekommen - als Milchprodukte.
Ein kleiner Tipp am Rande - versuchs mal mit MTC Öl bzw. MTC Fett, klappt bei mir prima. MTC Fette benötigen zu Aufspaltung keine Enzyme und können direkt vom
Darmlumen aufgenommen werden (hat schon fast was von Ketogener Ernährung) ich habe seit dem bedeutend mehr Energie.

Same here - ich war eigentlich immer, so weit ich denken kann, ein wahrer Sonnenschein. Mit Pfiff durchs Leben, immer lustig und immer ne große Klappe. Hat sich bei mir auch geändert, leider. Ich versuche aber immer wieder in mein altes ICH einzutauchen.

Psychologische Hilfe ist definitiv keine Schwäche, zeugt meiner Meinung nach eher von Stärke. Ich merke, dass ich nicht nur mich zerstöre, sondern auch mein direktes Umfeld. Vor allem mein Freund leidet drunter.

Beruflich siehts bei mir auch ähnlich aus. Ich arbeite ganztags als Assistenz in einem rießen Gartencenter, also immer was zu tun.
Hier muss ich allerdings gerade lernen, etwas gemütlicher an die Sache ran zu gehen - Stress vertrage ich nicht wirklich gut.

Hast du schon mal versucht dir mit Elementardiät etwas Energie zu liefern?
Da du ja schon etwas Probleme mit dem Zucker hast, vielleicht auf Protein und MTC Basis?
Sony
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Re: Erfahrungsbericht: Bitte um Zweitmeinung

Beitrag von Sony »

Das tönt doch alles gut. Schwarzkümmel könnte ich mir auch mal besorgen und mein Lab damit komplettieren. Schmerzen habe ich wie du permanent, nur in der Intensität unterschiedlich. Ich achte darauf, meine Nahrung insbesondere auf Eiweiss-Basis zu wählen - mit MCT könnte ich in der Tat noch etwas offensiver sein! Diäten haben mir eigentlich nichts gebracht, ausser einem schiefen Haussegen, weil jede Woche etwas anderes eingekauft werden muss.
Sony
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Re: Erfahrungsbericht: Bitte um Zweitmeinung

Beitrag von Sony »

Ladies and Gentlemen, nach langem melde ich mal wieder hier.

Ich habe das Jahr eigentlich mehr oder weniger gelebt, mit den bekannten Beschwerden, die durch die doch zunehmenden Rückenschmerzen schwer erträglich waren. Im Frühling hatte ich mal eine AB-Kur wegen Verdacht auf Dünndarmfehlbesiedelung, der Stuhl war dann auch für ein paar Wochen besser, dann aber wieder wie vorher. Auch das Gewicht hat sich nicht erholt bzw. ist immer noch langsam gesunken. Anfang Herbst habe ich dann nach ein paar Jahren wieder so eine Unverträglichkeitsuntersuchung gemacht, wobei der Wert für DDF irgendwie um 60 erhöht war. Also hat die Kur im Frühling nix gebracht. Im Anschluss war geplant, eine Kontroll Endosono (war nach knapp zwei Jahren mal wieder nötig) und danach erneut mit AB die bösen Bakterien zu killen. Also die Dokumente für die Endo unterschrieben und angetreten. Es kam dann etwas anders.

Wie üblich nach knapp drei Stunden erwacht, wollte aufstehen und dachte, meine letzte Stunde hätte geschlagen. Schmerzen zum Krümmen, die nicht auf Schmerzmittel ansprachen, auch nicht auf stärkste Opiate. Wurde dann ohnmächtig. Nun weiss ich also, was es mit diesem Vernichtungsschmerz auf sich hat und auch, was eine ausgewachsene akute Pankreatitis ist. Nach einigen Stunden, als ich wieder einigermassen bei mir war, hat mir der Arzt dann mitgeteilt, dass aufgrund der starken Identifikation eine ERCP mit Papillotomie durchgeführt wurde, da mein Gallengang und die Gallenblase voll Gries und Steine waren und die Papilla Vateri vollständig verkalkt war. Das sei wohl der Grund für meine chronischen Schmerzen gewesen. Also wurde geschnitten und gespült. Zur ERCP hatte ich offenbar mit der Unterschrift zugestimmt, eine Pankreatitis kann dann halt mal vorkommen, das weiss man ja. Kam dann aufs Zimmer, hatte nach wie vor krasse Schmerzen, auch zunehmend auf der rechten Seite, hatte Fieber und mir war schlecht. Meine rechte Bauchseite ist dann richtig angeschwollen, ich sah aus wie seitlich schwanger. Die Blutwerte am Folgetag waren dann katastrophal, CRP irgendwo bei 300. Ein CT am nächsten Tag hat dann gezeigt, wieso: Beim Papillenschnitt wurde zuviel geschnitten, sodass ein Loch im Gang entstanden und Gallensaft in den Bauch ausgelaufen ist. Resultat: systemische Bauchfellentzündung. Mit viel Glück, einer erneuten ERCP mit Stentsetzung und viel Antibiotika entkam ich aber einer OP und konnte nach gut zwei Wochen ohne Nahrung knapp zehn Kilo leichter (hätte gar nicht gedacht, dass das noch geht) das Krankenhaus verlassen. Einige Tage später kam der Stent wieder raus, das hat dann gottseidank gut geklappt. Nach mehr als einem Monat konnte ich diese Woche wieder Teilzeit arbeiten, habe aber natürlich viel stärkere Schmerzen als zuvor (surprise, surprise!), bin sauschwach und meine Lipasewerte sind immer noch viel zu hoch. Jetzt muss ich schauen, dass ich wieder einigermassen funktioniere und diese Schmerzen besser werden. Die Gallenblase muss natürlich in Kürze auch raus, „das ist jetzt der nächste logische Schritt“. Ich frage mich nur, wohin diese Schritte gehen sollen. Danach werde ich jedenfalls wieder selber bestimmen, wohin die Reise geht.

Nachträglich hätte ich der ERCP nie und nimmer zugestimmt, auf der anderen Seite war der Leidensdruck durch diese permanenten Schmerzen doch ziemlich gross. Und da meine Probleme offenbar (naja?) von Gallensludge und -steinen kamen, die permanent die BSD gereizt haben, bestand halt auch die Chancen, dass es besser wird. Klassischer Chancen-Risiko Trade, der in meinem Fall leider nicht aufgegangen ist.
Sony
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Re: Erfahrungsbericht: Bitte um Zweitmeinung

Beitrag von Sony »

Da ich hier im Forum zu Beginn viele wertvolle Tipps erfahren habe und da hier immer wieder Neubetroffene um Rat suchen, schreibe ich noch ein paar Punkte nach knapp vier Jahren BSD-Erfahrung, die vielleicht dem einen oder anderen auf ihrem Weg helfen können. Die Reihenfolge ist zufällig, teilweise überschneiden sich die Punkte und sind sicher auch sehr individuell.

1) Keine Noxen: Kein Alk, kein Tabak. Wenn der Verdacht BSD besteht – und zwar reicht es, wenn man ihn selbst hat – würde ich mindestens eine lange Zeit komplett auf alle Noxen verzichten. Vor allem auf den Genuss grösserer Mengen. Das habe ich leider nicht gemacht, wusste aber auch nicht, was eine BSD ist (wie mein Arzt auch nicht) und habe keinen direkten Zusammenhang bemerkt.
2) Ernährung anpassen: Das war und ist sehr tricky. Was heute geht, geht morgen nicht mehr oder nur in einer bestimmten Menge. Sehr individuell. Und: richtig Freude hat die BSD glaub an keiner Nahrung, es geht darum herauszufinden, was am besten verträglich ist. Bei mir: Haferflocken, (Weiss)Brot, Naturjoghurt, Reis, Kartoffeln, Nudeln, Hühnchen, Hüttenkäse, (Thun)Fisch, gedünstetes Gemüse, Tee. Gewicht verliert man früher oder später, aber mal ehrlich: es gibt schlimmeres!
3) Selber Verantwortung übernehmen: Nicht auf irgendwelche Ärzte vertrauen. Das tönt hart, aber wenn es um die BSD geht haben Ärzte, auch Gastros und BSD-Spezialisten offenbar oftmals keine Ahnung, wenn man nicht dem klassischen Patienten entspricht und z.B. Laborwerte grösstenteils unauffällig sind. Dann wird an einem herumgebastelt und experimentiert. Mir hat der Gang zu den Ärzten absolut nichts gebracht, genau so wie die ganzen Untersuchungen – im Gegenteil!
4) Supplements. Wirken mehr, als man denkt. Insbesondere kann man damit mühsame Begleiterscheinen beinahe vollständig eliminieren. Hier im Forum gibt es sehr schöne Zusammenstellungen.
5) Mit den Beschwerden leben: Es kann immer schlimmer sein. Ich musste meine Schmerzskala um mindestens fünf Stufen erhöhen, im Nachhinein waren die Schmerzen vorher wirklich gut erträglich - wenn auf Dauer trotzdem zermürbend. Es empfiehlt sich, im kleinen Rahmen zu schauen, dass Verbesserungen erreicht werden können, auch wenn der durchschlagende Erfolg ausbleiben sollte.
6) Ablenkung: Den grössten Effekt für Verbesserungen habe ich eigentlich mit Ablenkung erreicht. Raus gehen, sich in die Arbeit stürzen, mit Freunden abmachen, Daddeln usw. Die Schmerzen nehmen davon zwar nicht ab, man hat aber weniger Zeit, sich darauf zu fokussieren, worauf sie automatisch in den Hintergrund gelangen.
7) Sport/Bewegung: Soweit möglich, ist Bewegung sehr gut. Leider muss ich aufgrund der Beschwerden auf geliebte Sportarten wie Squash, Wakeboarding verzichten, habe aber dennoch Freude z.B. am leichten Joggen oder sowas.
8) Positiv denken: Trotz allem immer versuchen, positiv zu denken. Die Psyche hat einen enormen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Auch mal runterfahren oder innehalten, z.B. mit Meditation, hat mir sehr viel gebracht sowie darauf schauen, dass man regelmässig und genügend schläft. Stress scheint mein schlimmster Trigger für Schmerzen (neben ERCPs, höhö).
9) Psychologische Hilfe / Schmerztherapie: Die Spitalgeschichte hat mich insbesondere psychisch gebrochen, sodass ich mir fest vorgenommen habe, in Kürze zur Schmerztherapie zu gehen und auch psychische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vorher ging es mir dann immer doch zu gut oder ich habe sonst irgendwelche Ausreden gefunden. Chronische Schmerzen machen die Psyche auf Dauer kaputt.
10) Yolo: Sein Leben leben und sich nicht verrückt machen. Das ist wohl der wichtigste Punkt. Ich habe seit Beginn meiner Beschwerden u.a. einen neuen Job angenommen, ein Haus gekauft, bin in die Ferien geflogen und wage mich wohl trotzdem, eine Familie zu gründen. Wer weiss schon, was Morgen ist; ich habe jedenfalls nicht vor, den Löffel abzugeben und bin mir auch sehr sicher, dass ich dies noch sehr lange nicht werde.

Damit verabschiede ich mich und melde mich bei Gelegenheit mal mit einem hoffentlich erfreulicheren Update wieder.
Frohes Fest und schöne Grüsse
Sony
wasistes
Beiträge: 781
Registriert: 7. Februar 2018, 13:06

Re: Erfahrungsbericht: Bitte um Zweitmeinung

Beitrag von wasistes »

Sony hat geschrieben: 17. Dezember 2020, 08:50 Ladies and Gentlemen, nach langem melde ich mal wieder hier.

Ich habe das Jahr eigentlich mehr oder weniger gelebt, mit den bekannten Beschwerden, die durch die doch zunehmenden Rückenschmerzen schwer erträglich waren. Im Frühling hatte ich mal eine AB-Kur wegen Verdacht auf Dünndarmfehlbesiedelung, der Stuhl war dann auch für ein paar Wochen besser, dann aber wieder wie vorher. Auch das Gewicht hat sich nicht erholt bzw. ist immer noch langsam gesunken. Anfang Herbst habe ich dann nach ein paar Jahren wieder so eine Unverträglichkeitsuntersuchung gemacht, wobei der Wert für DDF irgendwie um 60 erhöht war. Also hat die Kur im Frühling nix gebracht. Im Anschluss war geplant, eine Kontroll Endosono (war nach knapp zwei Jahren mal wieder nötig) und danach erneut mit AB die bösen Bakterien zu killen. Also die Dokumente für die Endo unterschrieben und angetreten. Es kam dann etwas anders.

Wie üblich nach knapp drei Stunden erwacht, wollte aufstehen und dachte, meine letzte Stunde hätte geschlagen. Schmerzen zum Krümmen, die nicht auf Schmerzmittel ansprachen, auch nicht auf stärkste Opiate. Wurde dann ohnmächtig. Nun weiss ich also, was es mit diesem Vernichtungsschmerz auf sich hat und auch, was eine ausgewachsene akute Pankreatitis ist. Nach einigen Stunden, als ich wieder einigermassen bei mir war, hat mir der Arzt dann mitgeteilt, dass aufgrund der starken Identifikation eine ERCP mit Papillotomie durchgeführt wurde, da mein Gallengang und die Gallenblase voll Gries und Steine waren und die Papilla Vateri vollständig verkalkt war. Das sei wohl der Grund für meine chronischen Schmerzen gewesen. Also wurde geschnitten und gespült. Zur ERCP hatte ich offenbar mit der Unterschrift zugestimmt, eine Pankreatitis kann dann halt mal vorkommen, das weiss man ja. Kam dann aufs Zimmer, hatte nach wie vor krasse Schmerzen, auch zunehmend auf der rechten Seite, hatte Fieber und mir war schlecht. Meine rechte Bauchseite ist dann richtig angeschwollen, ich sah aus wie seitlich schwanger. Die Blutwerte am Folgetag waren dann katastrophal, CRP irgendwo bei 300. Ein CT am nächsten Tag hat dann gezeigt, wieso: Beim Papillenschnitt wurde zuviel geschnitten, sodass ein Loch im Gang entstanden und Gallensaft in den Bauch ausgelaufen ist. Resultat: systemische Bauchfellentzündung. Mit viel Glück, einer erneuten ERCP mit Stentsetzung und viel Antibiotika entkam ich aber einer OP und konnte nach gut zwei Wochen ohne Nahrung knapp zehn Kilo leichter (hätte gar nicht gedacht, dass das noch geht) das Krankenhaus verlassen. Einige Tage später kam der Stent wieder raus, das hat dann gottseidank gut geklappt. Nach mehr als einem Monat konnte ich diese Woche wieder Teilzeit arbeiten, habe aber natürlich viel stärkere Schmerzen als zuvor (surprise, surprise!), bin sauschwach und meine Lipasewerte sind immer noch viel zu hoch. Jetzt muss ich schauen, dass ich wieder einigermassen funktioniere und diese Schmerzen besser werden. Die Gallenblase muss natürlich in Kürze auch raus, „das ist jetzt der nächste logische Schritt“. Ich frage mich nur, wohin diese Schritte gehen sollen. Danach werde ich jedenfalls wieder selber bestimmen, wohin die Reise geht.

Nachträglich hätte ich der ERCP nie und nimmer zugestimmt, auf der anderen Seite war der Leidensdruck durch diese permanenten Schmerzen doch ziemlich gross. Und da meine Probleme offenbar (naja?) von Gallensludge und -steinen kamen, die permanent die BSD gereizt haben, bestand halt auch die Chancen, dass es besser wird. Klassischer Chancen-Risiko Trade, der in meinem Fall leider nicht aufgegangen ist.
Wow... Das macht Betroffen! Wie kann es sein, dass in den ganzen Untersuchungen vorher (z.B. Endosonos) nichts gesehen wurde und dann plötzlich komplette Verkalkungen und Gallengries. Ich meine das ist doch sicher nicht über Nacht entstanden!
Und schlimm wie es dir ergangen ist, ich hoffe sehr das deine Drüse jetzt nicht noch einen schlimmeren Hau hat als bereits vorher wegen dem "Schnitzer" der Ärzte.
Diese Vernichtungsschmerzen sind eben doch ganz anders als das ziehen oder drücken unter den Rippenbogen was hier viele Beschreiben.
Ich bin mir inzwischen sehr sicher, das dieses "Ziehen" und "Drücken" mitnichten von der Drüse, sondern von Gasbildungen im Darmherühren, also eine sekundäre Folge einer geschächten Bauchspeicheldrüse.
Es wird mir auch klar, warum so starke Schmerzmittel verschrieben werden bei einer "richtigen" Pankreatitis.
Ich wünsche dir auf jedenfall eine baldige Genesung und trotz aller schlimmen Erfahrung viel Zuversicht fürs nächste Jahr!
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

Albert Einstein
Hagemax
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Re: Erfahrungsbericht: Bitte um Zweitmeinung

Beitrag von Hagemax »

Hallo Sony,
wir hatten mal in 2018 persönliche Nachrichten ausgetauscht. Das tut mir wirklich sehr Leid zu hören, ich hoffe Dir geht es bald besser!
Ich hoffe nicht, dass mir so etwas blüht! 🙏🏻
lg Hagemax
Jana
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Registriert: 29. September 2020, 17:29

Re: Erfahrungsbericht: Bitte um Zweitmeinung

Beitrag von Jana »

Oh man..
Da fragt man sich doch echt, es sollte doch bereits einmal die Gallenblase raus, dann doch nicht, und jetzt das..
Auf jeden Fall gute Besserung.

Warum dauert die Sedierung bei dem Endosono drei Std? Bei einer Darmspieglung dauert es bei mir nur 1‐1,5 Std bis ich wieder wach bin. Ein Endosono dürfte ja nicht so viel länger dauern als eine Darmspieglung.

Deine Erfahrung bestätigt mich in meiner Meinung keine Biopsie zwecks AIP machen zu lassen, eben wegen der Gefahr einer aktuten Pankreatitis.

Das was @wasistes anspricht, denke ich auch. Leichtes Zwicken, Ziehen, etc. kommt sehr wahrscheinlich von Verspannungen, Gasen, etc. Wobei nicht jede akute Pankreatitis wirklich Vernichtungsschmerzen machen muss.
Ich hatte ja gerade erst vor kurzem ein stärkeren Druckschmerz im Oberbauch und leicht erhöhte Lipasewerte, wo mein Gastroenterologe von einer minimalen! Entzündung der BSD ausging. (Leichtes Zwicken, Drücken, etc. habe ich ja immer und denke mir dabei nichts. Jedoch war dieser Druckschmerz deutlich stärker.
Bei meiner akuten Pankreatitis hatte ich nochmal deutlich stärkere Schmerzen, so dass ich mich auch gekrümmt vor Schmerzen habe, allerdings auch keine Vermichtungsschmerzen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Schmerzen deutlich zunehmen, je stärker die BSD entzündet ist.
KleinerSchrank
Beiträge: 334
Registriert: 16. August 2020, 19:42

Re: Erfahrungsbericht: Bitte um Zweitmeinung

Beitrag von KleinerSchrank »

Hallo Sony,
nachdem du jetzt eine akute Pankreatitis hattest. Sieht man jetzt Veränderungen an der Pankreas? Ist deine Pankreas nun insuffizient oder ist die Elastase weiterhin gut?

LG
Sony
Beiträge: 101
Registriert: 9. April 2018, 08:24

Re: Erfahrungsbericht: Bitte um Zweitmeinung

Beitrag von Sony »

Liebes Forum

Nachdem ich vom Einen oder von der Anderen privat angeschrieben wurde und ich mich früher oft selber gefragt habe, was aus ehemaligen Mitgliedern geworden ist, schreibe ich nach langer Zeit mal wieder ein Update. Ich war lange nicht im Forum unterwegs, schaue aber hin und wieder aber rein. Die Geschichten ähneln sich ja doch ziemlich stark, viele tauchen unter, einige kommen meistens bei akuten Beschwerden wieder.

Ganz kurz zu meinem Zustand: Mir geht es verhältnismässig gut. Ich habe immer noch dieselben Schmerzen und Beschwerden wie vor mittlerweile gut sechs Jahren. Ich habe meist aushaltbare Dauerschmerzen im Oberbauch links, verstärkt nach dem Essen und dazu diese leidigen Rückenschmerzen. Teilweise Schmerzen in der linken Schulter. Fettstuhl, manchmal Durchfall, manchmal normal. Aber es wurde vermutlich nicht viel schlimmer, sondern ist über die Jahre in etwa konstant.

Ich habe nach Entfernung der GB gut an Gewicht zugelegt und bin fast wieder wie früher. Ich esse mittlerweile auch (fast) alles wieder, teilweise in geringen Massen und teilweise büsse ich mit Durchfall. Auf die Schmerzen hat die Ernährung relativ wenig Einfluss. Ich schaue, nicht zuviel Fett zu essen, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass meine damalige und lange 0-Fett-Zeit meine Gallenblase endgültig zerstört hat. Wenn sie nicht schon vorher kaputt war. Kein Alk und keine Zigis, da mache ich Nulltoleranz (bzw. 0.5% :)). Sport kann ich leider nicht mehr richtig machen, alles was hüpft und erschüttert erzeugt leider so starke Schmerzen im Bauch und Rücken, dass ich sofort aufhören muss. So ist höchstens ganz leichtes Joggen möglich, mehr nicht. z.B. Hometrainer bzw. Fahrradfahren geht aber tipptopp und im Sommer versuche ich mich etwas in Schwimmen. Untersuchungen habe ich mindestens für den Moment mal auf die Seite gelegt. Medis nehme ich keine. Endgültige Diagnose habe ich auch keine, auf den hunderten Seiten Unterlagen steht am Schluss DD Pankreatitis. Das heisst, man weiss es nicht. Gehe ab und zu zu einer Physio, zu einem Chiro oder einem Osteo, mit mässigem Erfolg.

Ansonsten geht es mir einigermassen gut. Ich bin Vater geworden, habe ein Haus gekauft und einen anspruchsvollen Job. Profitiere von den Wochenenden mit dem Bub und dem schönen Wetter und versuche, mein Leben zu geniessen.

Das wärs eigentlich schon, mehr gibt es nicht zu sagen. Ich werde mich also wieder für unbestimmte Zeit verabschieden und würde mich höchstens melden, sofern sich etwas ändern sollte.

Alles Gute und geniesst die Sommerzeit!
Sony
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