dann müssten unzählige Evangelen konvertieren!
aus dem Hamburger Abendblatt
Auf einen Feiertag mehr oder weniger kommt es im Leben nun wirklich nicht an. Aber natürlich hätten wir morgen hier im Norden auch gerne frei, so wie im Süden Deutschlands. Dort beginnt - ein Brückentag inklusive - heute schon das gefühlte Wochenende.
Hamburg
Fronleichnam macht's möglich, von Luther anno 1527 als "allerschädlichstes Jahresfest" geschmäht, denn die biblische Grundlage fehlt. Das stört niemanden in Bayern und Baden-Württemberg, in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland sowie in vielen Gemeinden Sachsens und Thüringens. Auch wenn dort kaum jemand ahnt, wem sie den Feiertag verdanken.
Papst Johannes XXII. hatte 1317 das Fest auf einen Donnerstag gelegt. Und trotz einer gewissen Laut-Ähnlichkeit hat Fronleichnam nichts mit dem alten Messdiener-Witz vom "happy kadaver" zu tun. Der Name geht aufs Althochdeutsche zurück: "fron" heißt "Herr" und "lichnam" "Leib", was so viel heißt wie "Fest des Leibes Christi". Damit sollte an die Gegenwart Jesu im gewandelten Brot erinnert werden.
Der Legende nach geht das Fest auf eine Vision der Nonne Juliana von Lüttich zurück. Sie soll 1209 beim Beten den Mond an einer Stelle verdunkelt gesehen haben und glaubte fest: Der Mond steht für die Kirche, der dunkle Fleck für das Fehlen eines Festes des Brot-Sakraments. Fronleichnam ist also kein Fest für Ungläubige oder fromme Lutheraner.
Aber ungerecht ist es schon, wenn die Bayern morgen im Biergarten sitzen, während im Norden alle schuften. Das kennen wir ja schon von Dreikönige, Allerheiligen und Mariä Himmelfahrt. Und diese Zusatztage sind den Augsburgern nicht mal genug. Sie lassen am 8. August auch noch die Arbeit liegen und feiern Friedensfest.
Obwohl deutsche Meister der Feiertage, müssen sich die Bayern in puncto Produktivität nicht verstecken. Vielleicht könnten wir ja alle noch einen Feiertag vertragen. Die Giordano-Bruno-Stiftung fordert in diesem Darwin-Jahr einen "Evolutionstag" und ruft zur Abstimmung im Internet auf (
http://www.darwin-jahr.de/e-day ). Die Bayern sind bestimmt dagegen. Denn die Darwin-Jünger wollen dafür Christi Himmelfahrt opfern.