Beantragung einer Erwerbsminderungsrente bei BSDK

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Gela
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Beantragung einer Erwerbsminderungsrente bei BSDK

Beitrag von Gela »

Hallo Zusammen,
ich interessiere mich für Erfahrungsberichte zum Thema Erwerbsminderungsrente.

Zu meiner Person: Ich hatte im Juni 2023 mit 56 Jahren eine Whipple OP wegen BSDK.
Bis zu diesem Zeitpunkt war ich in Vollzeit berufstätig (Bürojob).
Seit der OP bin ich arbeitsunfähig krankgeschrieben. Für 1,5 Jahre habe ich Krankengeld erhalten und wurde dann von der Krankenkasse ausgesteuert. Ich stehe nach wie vor in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis und bekomme zur Zeit Arbeitslosengeld 1 im Zuge der Nahtlosigkeitsregelung.

Im Juli 2024, während des Krankengeldbezuges, habe ich auf eigenen Antrag eine 4 wöchige Reha über die Rentenversicherung Bund gemacht aus welcher ich arbeitsunfähig entlassen wurde.
Im Entlassungsbericht steht, dass die berufliche Leistungsfähigkeit als stark gefährdet angesehen werden muss. Diese sollte nach 6 Monaten erneut beurteilt werden.
Bis jetzt habe ich noch keinen Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt, habe dies aber vor.
Ich bin Mitglied im SoVD und habe den Ratgeber von Christian Schultz „Vom Krankengeld zur Rente" gelesen. Der Ratgeber ist übrigens sehr zu empfehlen, da hier das Sozialrecht wirklich verständlich erklärt wird.

Nun meine Fragen an Euch:
Habt ihr eine volle oder teilweise Erwerbsminderungsrente bekommen?
Wurdet ihr vorher von der Krankenkasse oder Rentenversicherung zur Reha aufgefordert?
Wurdet ihr gesundheitlich begutachtet und wie lief das ab?
Musstet ihr vor der Bewilligung Widerspruch einlegen oder sogar klagen?
Wie lange hat das alles gedauert?
Habt ihr die Erwerbsminderungsrente rückwirkend erhalten?
Ist die Erwerbsminderungsrente befristet und wenn, für wie lange?

Ich weiß, dass jeder Fall aufgrund der unterschiedlichen gesundheitlichen Einschränkungen individuell betrachtet werden muss und dass das individuelle Restleistungsvermögen in Hinblick auf eine Erwerbstätigkeit entscheidend ist.
Trotzdem würde ich mich sehr über persönliche Erfahrungsberichte freuen.
Liebe Grüße, Gela
Ulli
Beiträge: 143
Registriert: 8. Januar 2024, 16:23

Re: Beantragung einer Erwerbsminderungsrente bei BSDK

Beitrag von Ulli »

Hallo Gela,

ich denke, es ist jetzt der richtige Zeitpunkt einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente zu stellen. Du bist ja von der Krankenkasse ausgesteuert und aus der Reha arbeitsunfähig entlassen worden. Da du jetzt Arbeitslosengeld 1 beziehst, müsstest du ja dem Arbeitsmarkt auch zur Verfügung stehen, was auf Grund deiner Erkrankung ja wohl nicht möglich ist. Eigentlich müsste ja hier das Arbeitsamt tätig werden und ein Gutachten zu deiner Leistungsfähigkeit veranlassen.
Bei mir war der Ablauf so, nach 1/2 Jahr Krankengeldbezug hat mich die KK über med. Dienst zum Gutachter geschickt. Der Gutachter hat Arbeitsfähigkeit festgestellt. Mit Hilfe der behandelnden Ärzte habe ich Widerspruch eingelegt. Daraus resultierte von der KK die Aufforderung als Maßnahme zur "Teilhabe am Arbeitsleben" eine Reha durchzuführen. Aus der Reha wurde ich dann arbeitsunfähig entlassen und das Krankengeld wurde bis zum Ende weitergezahlt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich es leider verpasst einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente zu stellen, hatte aber auch keine Unterstützung von meinen Ärzten. Ich habe dann auch ALG 1 im Anschluss bezogen. Das Arbeitsamt hat dann nach einiger Zeit durch einen eigenen Gutachter meine Arbeitsfähigkeit einschätzen lassen. Dieser kam zum Ergebnis, dass ich zwischen 3 und 6 Stunden arbeitsfähig bin. Ich habe dann selber einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt, der dann mit Feststellung der vollen Erwerbsunfähigkeit ab Tag der Antragsstellung bescheinigt wurde.

Ich würde an deiner Stelle jetzt den Antrag stellen. Als Mitglied im SoVD bist du ja dann gut aufgestellt, falls es zum Widerspruch und ggf. zur Klage kommt.

Ich wünsche dir viel Glück
LG Ulli
Gela
Beiträge: 30
Registriert: 27. März 2025, 18:47
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Re: Beantragung einer Erwerbsminderungsrente bei BSDK

Beitrag von Gela »

Hallo Ulli,
vielen Dank für Deinen ausführlichen Erfahrungsbericht!
Bei mir hat der Medizinische Dienst des Arbeitsamtes bei Beantragung des ALG 1 nur nach Aktenlage entschieden, dass ich ALG 1 bekomme. Wie er meine Arbeitsfähigkeit zu diesem Zeitpunkt eingeschätzt hat weiß ich nicht, da ich das Schreiben nie gesehen habe. Aber ich bekomme seitdem mein Arbeitslosengeld 1 anstandslos ausgezahlt und musste auch zu keinem Vorstellungsgespräch. Eigentlich habe ich erwartet, dass mich das Arbeitsamt wie bei dir, nach einiger Zeit zu ihrem Gutachter schickt oder zu einer weiteren Reha auffordert um erneut die Arbeitsfähigkeit einschätzen zu lassen. Aber das ist bis jetzt nicht passiert.

Meine Reha im Juli 2024 war in Hinblick auf eine Erwerbsminderungsrente nicht sehr hilfreich.
Ich habe dort keine Beratung vom Sozialdienst bekommen, da das Büro zur Urlaubszeit nicht besetzt war. Das Abschluss Gespräch mit dem Arzt war eigentlich ganz gut und er sagte mir, dass ich gute Chancen auf eine Erwerbsminderungsrente hätte. Trotzdem wurde später im
Entlassungsbericht angekreuzt, dass das positive Leistungsvermögen
6 Stunden und mehr betragen würde und dies, obwohl meine berufliche Leistungsfähigkeit gleichzeitig als stark gefährdet angesehen wurde und ich aus der Reha als arbeitsunfähig entlassen wurde. Das war für mich erstmal eine böse Überraschung, da das ja bedeutet, dass man gar keine Erwerbsminderungsrente bekommt.
Allerdings sollte das ganze auch nach 6 Monaten erneut beurteilt werden.

Ich denke du hast recht, und ich sollte zum jetzigen Zeitpunkt den Antrag auf Erwerbsminderungsrente stellen, da in den letzten 12 Monaten keine „Wunderheilung“ eingetreten ist.
Ich werde meinen Antrag vorher vom SoVD gegenlesen lassen, damit ich keinen Fehler mache.

Liebe Grüße, Gela
Ulli
Beiträge: 143
Registriert: 8. Januar 2024, 16:23

Re: Beantragung einer Erwerbsminderungsrente bei BSDK

Beitrag von Ulli »

Hallo Gela,

ähnliche Erfahrungen in meiner Reha (das ist jetzt schon 15 Jahre her) habe ich auch gemacht. Ich sollte eigentlich als "arbeitsfähig" entlassen werden. Habe aber mit guten Argumenten widersprochen und wurde dann als arbeitsunfähig entlassen. Erwerbsminderungsrente hatte ich dort auch angesprochen, darauf sind die garnicht eingegangen. Ich glaube das wird wohl prinzipiell so sein, ansonsten stellen sich diese Einrichtungen selbst in Frage, wenn sie mehr Arbeitsunfähige entlassen.
Ich erinnere mich, dass mal bei einem Termin beim Kundenbetreuer vom Arbeitsamt nach meiner Einschätzung zur Arbeitsfähigkeit gefragt wurde (Ich musste ja auch Bewerbungen nachweisen). Da ich meine Arbeitsfähigkeit in Frage gestellt habe, wurde dann der Gutachter vom Arbeitsamt eigeschaltet.
Mein Rat wäre noch mit dem Antrag nicht zu lange warten. Die Berechnung der Erwerbsminderungsrente geht ja nach dem Durchschnittverdienst in den letzten ....Jahren. Wird der zeitliche Abstand größer dürfte auch die EM geringer ausfallen. Habe aber keine Details dazu parat. Am besten, du lässt dich mal vom SoVD beraten.

LG Ulli
Gela
Beiträge: 30
Registriert: 27. März 2025, 18:47
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Re: Beantragung einer Erwerbsminderungsrente bei BSDK

Beitrag von Gela »

Hallo Ulli,
ja, du hast recht, die Reha Einrichtungen wollen unbedingt eine Verbesserung des Gesundheitszustandes vorweisen, sonst wären diese Einrichtungen ja überflüssig.
In meinem Entlassugsbericht stand z.B. auch, dass sich meine Chemobedingte Polyneuropathie gebessert hätte, obwohl ich dem Arzt gesagt hatte, dass sie sich eher noch verschlechtert hat.
Ich werde mich wegen der Erwerbsminderungsrente auf jeden Fall beim SoVD beraten lassen.
Außerdem werde ich mir noch einen Termin bei der Rentenversicherung holen, damit ich auch die Höhe einer Erwerbsminderungsrente besser einschätzen kann.
Liebe Grüße, Gela
Kerstin2015
Beiträge: 307
Registriert: 23. August 2019, 08:43

Re: Beantragung einer Erwerbsminderungsrente bei BSDK

Beitrag von Kerstin2015 »

Hi,das Thema Berufsunfähigkeit habe ich erfo beendet. Alle 2 Jahre bekommt man ja automatisch ein Schreiben von der RV,wo auch drin steht, was man im Falle einer vollen Erwerbsminderung bekommt, da gehen dann noch Beträge für Kk,Pflegeversicherung etc ab.
Erst wurde sie abgelehnt, Widerspruch mit Hilfe des sovd,dann zur medizinischen Begutachtung ..
Vorher hatte ich Krankengeld und Arbeitslosengeld und war krank geschrieben.
Wichtig ,wie auch für den Grad der Behinderung, immer beim Arzt/Ärzten vorstellig werden,damit alle Probleme, Einschränkungen ,Diagnosen etc.dokumentiert werden .Wenn man nichts schriftliches vorzuweisen hat,weil man das alleine im stillen Kämmerlein mit sich ausmacht,hat man auch nichts....
Ich habe vor der medizinischen Begutachtung ein Tagebuch geschrieben ,wie es mir ergeht...war anstrengend, weil einem erstmal bewusst wird,was man so auszustehen hat.
Und geschriebene Worte behält man einfach besser im Kopf ....und auf Papier
Liebe Grüße Kerstin
Gela
Beiträge: 30
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Wohnort: Hamburg

Re: Beantragung einer Erwerbsminderungsrente bei BSDK

Beitrag von Gela »

Hallo Kerstin,
vielen Dank für deinen Tipp. Das mit dem Tagebuch ist auf jeden Fall sehr hilfreich und sinnvoll! Ich mache mir auch jetzt schon immer vor Arztbesuchen einen Zettel was ich fragen wollte, damit ich bei der kurzen Zeit die einem zur Verfügung steht, nichts vergesse.

Und du hast natürlich auch recht, dass alle Beschwerden immer schön bei den Ärzten dokumentiert sein sollten. Auch wenn die Ärzte einem nicht wirklich helfen können, so kann man doch immer wieder darauf hinweisen, dass bei den Beschwerden und Einschränkungen alles beim alten geblieben ist. Die Folgen der Whipple OP und der Chemotherapie sind nun mal leider dauerhaft.

Ich habe mir auch noch einmal das ausführliche Renteninformationsschreiben herausgesucht, welches man alle 2 Jahre von der RV zugeschickt bekommt. Da steht tatsächlich schon alles Wichtige zur Höhe einer eventuellen Erwerbsminderungsrente, zu Abschlägen, zu Beiträgen usw. drin.

Danke, liebe Grüße, Gela
Ulli
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Registriert: 8. Januar 2024, 16:23

Re: Beantragung einer Erwerbsminderungsrente bei BSDK

Beitrag von Ulli »

Hallo Gela,

das kann ich auch bestätigen, Arztbesuche regelmäßig wahrzunehmen und zu dokumentieren auch wenn man bei ALG 1 vielleicht geneigt ist "ich bin ja eh zu Hause und der Arztbesuch auch nicht viel bringt". Wenn du dich arbeitsunfähig fühlst dann auch zum Arzt gehen und
AU bescheinigen lassen. Die AU-Bescheinigung ist ja dann auch dem Arbeitsamt vorzulegen, da du ja in dieser Zeit nicht zu Vermittlung zur Verfügung stehst.

LG, Ulli
Gela
Beiträge: 30
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Re: Beantragung einer Erwerbsminderungsrente bei BSDK

Beitrag von Gela »

Hallo Ulli,
ich bin seit meiner Whipple OP im Juni 2023 durchgehend von meinem Hausarzt krankgeschrieben.
Er verlängert die Krankschreibung immer wieder – bis heute.
Inzwischen gibt es ja die digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), welche vom Arzt elektronisch an die Krankenkasse übermittelt wird. Diese kann dann von meinem Arbeitgeber und dem Arbeitsamt online abgerufen werden. Somit weiß das Arbeitsamt auch, dass ich aus ärztlicher Sicht nicht arbeitsfähig bin und deshalb für eine Vermittlung nicht zur Verfügung stehe.
Liebe Grüße, Gela
Ulli
Beiträge: 143
Registriert: 8. Januar 2024, 16:23

Re: Beantragung einer Erwerbsminderungsrente bei BSDK

Beitrag von Ulli »

Hallo Gela,

okay dann läuft das ja über deinen Hausarzt mit den Krankschreibungen und Meldung ans Arbeitsamt. Da ist es seltsam, dass das Arbeitsamt noch nicht reagiert hat. Von meinem Fall und anderen Erfahrungen hat ja das AA Gutachten veranlasst bzw. aufgefordert einen
Antrag auf EM zu stellen. Na vielleicht kommt es ja noch dazu.
Aber es schadet ja nicht, wenn du jetzt selber den Antrag stellst.

LG Ulli
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