Hallo Reinhard-
Deine Fragen sind nicht ganz einfach zu beantworten, aber ich werde es versuchen, ohne allzu lang zu werden.
1. Ich habe zuerst Biologie und dann Psychologie studiert und jahrelang als Psychotherapeutin körperlich chronisch Kranker in Spitälern gearbeitet. Bin also nicht Medizinerin, aber obiges hat mich in den Stand versetzt, medizinische Literatur, Labors, etc. relativ problemlos zu verstehen.
2. Meine Mangelzustände sind erstens perniziöse Anämie, die ich nach amerikanischer/kanadischer/schwedischer Art mit 1500 mcg B12 oral pro Tag therapiere. Orale hochdosierte Behandlung pernizöser Anämie ist in vielen Fällen viel effizienter/wirksamer und billiger als die europäische Methode der Spritzen, man muss allerdings ausprobieren, wie es im Einzelfall geht. Orales B12 ist jedoch viel anfälliger auf Interferenzen durch andere Medikamente, und der Patient muss eine gewisse Disziplin und Selbstverantwortung aufbringen. Man muss die Präparate aber aus Amerika/ Kanada einführen, sie sind in Europa nicht erhältlich. (Habe dort 20 Jahre lang im medizinischen System gearbeitet).
Wenn Du mehr Details willst, kann ich Dir diese einmal privat schicken. Peer-reviewte Literatur vorhanden.
Erfahrungsgemäss vermindern jegliche zugeführte Enzyme die Absorption von oralem B12 bei mir ca. um 300pmol/l innert etwa 3 Wochen, was ein gewichtiger Nachteil. Gleiches galt übrigens für Gallepräparate wie Ursodesoxycholsäure, die ich auf Rat meines Gastroenterologen für die inzwischen überwundenen Cholangitisanfälle zu nehmen versuchte. Wie Du vielleicht weisst, ist perniziöse Anämie dringend behandlungsbedürftig, da sonst innert ein paar Jahren schwerste Nervenschäden im Alzheimer- Stil entstehen, die schliesslich zum Tod führen. Bin also nicht interessiert an Präparaten, die a) meine B12 Absorption beeinträchtigen, und b) mich total verstopfen.
3. Leide an Eisenmangelanämie, die ich mit 100 mg Eisen pro Tag therapiere, allerdings an einer Form, bei der auch Kupfer fehlt, das für den Transport des Eisens auf dem Transferrin nötig. Grosse Mengen Eisen, die bei mir unabdingbar, stören ausserdem die Absorption von Zink. Fe, Cu, Zn sind also nötig.
4. Da ich vor meiner zweiten OP 8x Cholangitis, und vermutlich wegen einer gewissen Einschrumpfung auch der Pankreasanastomose 4X Pankreatitis hatte, bin ich interessiert, diese auf ein Minimum zu beschränken. Es gibt etliche kleinere aber seriöse Studien, die auf den Nutzen von Selen bei schweren Entzündungszuständen hinwiesen. Se und Zn reduzieren die freien Radikalen und unterstützen das Immunsystem. Ich nehme deshalb kleine Dosen der letzteren. Es dauerte eine Zeit, bis ich sie optimiert hatte.
4. Habe Mangelzustände von Vit. D, das ich aber oral überhaupt nicht vertrage- bekomme sonst sofort Pankreasschmerzen und ebenfalls massive Verstopfung. Will keine jährlichen Spritzen von 300'000 i.E. wie in der Schweiz üblich, da eine bekannte Nebenwirkung Pankreatitis sein kann. Habe dieses Problem damit gelöst, dass mir jemand privat eine UVB Lampe mit einem Maximum des Spektrums zwischen 280 und 300nm gebaut hat, wie es die Vit. D3 Synthese erfordert (297 nm, um genau zu sein). Jeden Winter etwa 10-15 Sitzungen à anderthalb Minuten und mein D3 ist wieder für viele Monate hochnormal. UVB Lampen gelten jedoch als gefährlich, man kann sich massiv verbrennen, wenn man nicht aufpasst. Im öffentlichen Handel gibt es deswegen heute nur noch UVA Lampen mit einem höhereren Spektrum ab ca. 315 nm, die als ungefährlich gelten, aber völlig nutzlos für die D3 Synthese sind.
5. Hatte nie Mangelzustände von Vit. A, E. K.
6. Hatte trotz B12 und 400mcg Folsäure/Tag ein sehr hohes Homocystein. Liess also mein B6 nachprüfen und siehe da, im Keller. Erhöhte die Folsäure auf 600mcg/ Tag und nehme (nach kurzzeitiger Hochdosierung von B6, resp. P-5-P) jetzt dazu sehr konservative Dosen von B6 und B3 (2x3mg/Woche respektive 3x12mg). Brachte auch dieses Problem wieder in Ordnung.
7. Dann das übliche Vit. C, 500mg/ Tag, einfach zur Aufbesserung des Immunsystemes und der Verbesserung der Absorption. Fe und B12, wie auch Ca brauchen einen relativ sauren Magen, um absorbiert zu werden. Ca ist ebenfalls nötig für die B12 Absorption, ist jedoch auch ein Problem, weil es mich verstopft. Nehme also nie Ca Zusätze, dafür grosse Mengen 1% Milch.
8. Deine Frage, ob Kreon vor Mangelzuständen schützt, kann ich für Dich nicht beantworten. Für mich lautet die Antwort ein ganz klares Nein, im Gegenteil. Es stört meine Absorption verschiedener Nährstoffe, und zwar massiv, wie wiederholte Labors zeigten.
9. Blähungen sind praktisch Vergangenheit, wenn ich sie ganz ausnahmsweise einmal habe, trinke ich für ein paar Tage Kalmustee.
10. Alle Laborparameter sind mit diesem Vitaminregime in der Norm.
11. Niemand hat mir explizit gesagt, ich handle gegen die offizielle Lehrmeinung. Ich habe dies daraus gefolgert, dass mir privat diverse Mitpatienten anvertraut hatten, sie würden nicht ernst genommen, wenn sie sagten, sie vertrügen Kreon nicht, und würden trotz ihrer Einwände von den Ärzten gedrängt, es weiter zu einzunehmen. Dies war auch meine eigene kurze Erfahrung in Heidelberg, aber nicht bei meinen Schweizer Ärzten an der Klinik Hirslanden.
12. Es gibt eine Schweizer Pankreas Selbsthilfegruppe für Pankreaserkrankungen, aber sie ist viel kleiner und hat kein on-line board, soviel ich weiss. Die Schweizer Bevölkerung ist ja auch viel kleiner, deshalb nehme ich an, hat sie nicht soviel Zulauf wie die deutsche und landen etliche Miteidgenossen hier...
Hoffe, alle Deine Fragen beantwortet zu haben. Wenn nicht, kannst Du mir gerne mailen.
UCellier@bluewin.ch.
Mfg,
Ursula.