TomKay hat geschrieben: ↑20. Mai 2025, 19:27
Moin zurück!
Spannender (wenn auch natürlich für dich nerviger) Fall - danke fürs Teilen! Ich werf mal ein paar Gedanken in die Runde, vielleicht hilft’s weiter.
Dass der Elastase-Wert unter 20 fällt, sobald du das Kreon absetzt, ist tatsächlich irritierend - weil Kreon selbst ja keine Elastase enthält und den Messwert eigentlich nicht beeinflussen sollte. Normalerweise misst man den Wert während man Kreon nimmt, gerade weil er als Marker unabhängig davon stabil sein sollte. Dass er bei dir so stark schwankt, könnte eventuell mit der Stuhlkonsistenz zu tun haben. Bei Durchfällen kann der Wert verfälscht sein - einfach, weil der Stuhl zu flüssig ist und sich alles stärker verdünnt. Dann misst man vielleicht einen falsch niedrigen Wert, obwohl eigentlich noch etwas Aktivität da ist. Aber so einen dramatischen Abfall auf unter 20 sieht man eher selten nur durch Verdünnung - da könnte auch noch was anderes dahinterstecken.
Was mir außerdem auffällt, sind die Begleitsymptome, die du beschreibst - Faszikulationen, Muskelschmerzen, Flankenschmerz, Sehstörungen, später auch das Restless-Leg-Syndrom. Das ist eine ziemliche Bandbreite und klingt fast so, als könnte da auch was Systemisches mitmischen. Autoimmune Geschichten oder sogar eine Beteiligung des Nervensystems (evtl. neurogastroenterologisch?) wären denkbar. Auch der Selenmangel ist interessant - der ist nicht nur ein Mangel, sondern kann durchaus auf eine zugrundeliegende Resorptionsstörung hinweisen. Genauso die niedrigen Immunglobuline. Ob das alles miteinander zusammenhängt, ist natürlich schwer zu sagen - aber die Tatsache, dass du unter Kreon einigermaßen stabil bist, ist zumindest ein Hinweis darauf, dass die Enzymsubstitution einen echten Effekt hat.
Ich verstehe den Gastroenterologen insofern, als dass die Stuhlproben unter Kreon ja sehr gut sind - aber das sollte eben nicht dazu führen, dass man eine Insuffizienz ausschließt, wenn sie nur ohne Enzyme auffällt. Das ist ja gerade der Punkt einer Substitution: Sie behebt das Problem temporär, ändert aber nichts an der Ursache.
Vielleicht wäre ein nächster sinnvoller Schritt, nochmal gezielt eine Probephase ohne Kreon zu dokumentieren - mit Gewicht, Stuhlbeobachtung, Symptomen und wiederholter Elastase-Messung (vielleicht sogar 2-3 Proben über mehrere Tage, um Ausreißer auszuschließen). Und dann nochmal mit diesen Daten zu einem Gastroenterologen, der idealerweise auf Pankreas oder funktionelle Störungen spezialisiert ist. Auch wenn’s mühsam ist: Solche atypischen Verläufe sind leider oft schwer in ein Standarddiagnoseschema zu pressen, da hilft am Ende nur Geduld und ein Arzt, der Lust auf komplexe Fälle hat.
Wünsch dir jedenfalls gute Besserung und dass du bald jemanden findest, der die Sache weiter mit dir entwirrt!
Viele Grüße
Tom
Ich sehe das auch so. Es kann gut sein, dass Fett im Stuhl den Stuhlgang "verdünnt" und somit pro Volumen weniger Elastase vorhanden ist.
Elastase steigt durch "Anreicherung" des Stuhlgangs an = Entnahme von Nährstoffen.
Wenn weniger Fett im Stuhl ist (unter Creon) ist die gleiche Menge Elastase nun unter weniger Menge Stuhlgang verteilt (und daher eine höhere Konzentration von Elastase).
Daher wird dann deine Elastase erhöht gemessen.
Du könntest ja einen Schritt weiter gehen, wenn du neugierig bist und mit Nortase (Pilzenzymen) das gleiche probieren und schauen ob die Elastase dann auch hoch geht. (insofern die Nortase bei dir funktioniert).
@TomKay
Zitat: "Normalerweise misst man den Wert während man Kreon nimmt, gerade weil er als Marker unabhängig davon stabil sein sollte."
Hast du eine Quelle? Eigentlich geht es da eher darum, dass die Enzyme den Test nicht direkt beeinflussen, da der Elastase Test explizit auf menschliche Elastase ausgerichtet ist und somit nur dieses "abfängt".
(ELISA Test = Antikörper die spezifisch ausschließlich menschliche Elastase binden. Die Menge an gebundene Antikörper werden dann ausgewertet. Die einzige Stellschraube wäre dann, dass die gleiche Menge Elastase in "mehr Volumen" gelöst ist - Wenn die Ausschüttung konstant wäre.)
Somit hätte es dann nichts mit "unabhängig stabil" zu tun - soweit ich das weiß - bin für Feedback gerne offen ^^
Ich habe paradoxerweise Empfindungen eines Restless-Leg Syndroms als Nebenwirkung von "Pankreatin Stada" und von "Pangrol" (Gliedmaßen Schmerzen und extreme Unruhe nachts mit 7 - 10x erwachen, was Panik-Attacken ähnelt und extremen Bewegungsdrang in Armen und Beinen - 3 mal abgesetzt: Symptome gingen weg nach einigen Tagen. 3 mal wieder gestartet: Symptome kamen wieder).
(Hatte noch kein Kreon, da ich mir die Mitte Mai selbst gekauft habe, da aufgrund anderer Grunderkrankungen (Rheuma, Neuropathien, Muskuläre Ausfälle als Nebenwirkung vom Rheuma-Medikament) Ärzte lieber Symptome auf diese Grunderkrankungen schieben.)
Nach offizieller Diagnose der EPI Anfang Juli, bin ich aktuell auf Nortase und die Kapseln funktionieren einigermaßen gut.
Habe aber auch durch die EPI wahrscheinlich Nervenschädigungen erlitten, da ich seit April 2022 kein Temperatur empfinden in den Händen und Füßen habe sowie eine Kleinfaser-Neuropathie Diagnose. (Erhielt Kälte Therapie mit Flüssigem Stickstoff gekühlter Kaltluft für's Rheuma - kein empfinden XD )
1 Monat unter Pankreatin und ich fühle die kalten Badezimmerfliesen unter den Füßen wieder...
Weitere Symptome wie Muskelschmerzen hatte ich auch (Muskelkater nach einmaligem Kraftsport war locker 7 bis 10 Tage - auch die Intensität der Muskelschmerzen nach Sport ist unter Pankreatin deutlich niedriger.)
Man sollte nicht unterschätzen welche Symptome von einer EPI kommen können.
Nervenschädigungen über viele Jahre hinweg können auch nach Behebung der Ursache bleiben, da die Regeneration von peripheren Nerven eingeschränkt sein können nach so langer Zeit.
Ich habe immer noch Nervenschmerzen in Händen und Füßen.
Andere Symptome meiner Unterernährung (neben Gewichtsverlust und Fettstuhl) waren extremes frieren, Muskelschwäche, das Gefühl das mir wahllos ein Bein wegknickt, unerklärte Muskelzuckungen (auch unter Anspannung); Schmerzrauschen in den Gliedmaßen und Körper; extreme Berührungs-Hypersensitivität / Allodynie; BWS Schmerzen - könnten aber auch vom Rheuma kommen.
Ich empfehle generell auch alternative Ursachen immer in Erwägung zu ziehen, da Ärzte oftmals nur auf ihr eigenen Fachbereich schauen - und selbst da nur Menschen sind und Fehler machen - Mein Gastroenterologe war zb verwundert, dass
ER selbst bei mir vor einem Jahr noch keine Elastase bestimmt hat, trotz der offensichtlichen Symptomatik :D
Bin auch Jahrelang wegen den Nervenschmerzen und anderer Problematiken in schmerztherapeutischen Behandlung und neurologischer Behandlung - und keiner konnte mir die Ursache nennen nach mehreren Jahren... Musste ich jetzt selbst rausfinden...
Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass du irgendwann eine Lösung findest!
Am Ende zählt auch eher die Symptomatik ohne Enzyme (wie Creon). Wenn Fettstuhl besteht und die Symptomatik weggeht unter Creon, dann reicht das für einige Mediziner als Diagnose schon aus.
Mal einen Tag absetzen ist leider nicht so aussagekräftig, dass alles wieder funktioniert. Viele Faktoren können das Empfinden verfälschen (zb kann es 1 bis 2 Tage dauern bis Nahrung komplett den Darm passiert - Dann kommen fragen wie: Wurde beim Absetzen des Creon auf Fett verzichtet? Wird vielleicht die Gallenblasen Funktion verbessert, wenn genügend Enzyme durch Kreon da waren und hält der Effekt vielleicht ein paar Tage an bevor der Fettstuhl wieder anfängt? Es gibt viele Ursachen, warum kurzfristig ein Verzicht auf Creon nichts ausmacht.
Wenn langfristig Fettstühle wieder anfangen, sollte man das nicht unterschätzen.
Es gibt essenzielle Fette und essenzielle Proteine, aber keine essenziellen Kohlenhydrate.