Diabetes 3 und Steglatro

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Levi
Beiträge: 3
Registriert: 1. Mai 2025, 13:08

Diabetes 3 und Steglatro

Beitrag von Levi »

Hallo, ich bin neu hier und hatte vor über 30 Jahren eine Whipple OP in Erlangen. Ich komme seitdem mit Ernährung und Kreon wunderbar klar. Ich weiß, dass ich damit sehr viel Glück habe. Jetzt habe ich jedoch eine Diabetes 3 Diagnose bekommen, spritze basales Insulin, der Langzeit-Zuckerwert ist damit stabil bei 6,7. Jedoch sofort nach dem Essen steigt mein Insulinwert über 200, 1 -2 Stunden später ist er wieder normal. Eine Diabetologin hat mir jetzt Steglatro verschrieben - verändert hat sich damit jedoch leider nichts. Hat jemand Erfahrungen, ob Steglatro beim Fehlen eines Großteils der Bauchspeicheldrüse überhaupt verwertet wird? Bei Vitamin B12 oder Eisen ist das ja nicht der Fall. Danke schon jetzt für den Austausch und Grüße
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TomKay
Beiträge: 446
Registriert: 30. Juli 2022, 16:31

Re: Diabetes 3 und Steglatro

Beitrag von TomKay »

Hey Levi,

hellooo und erstmal herzlich willkommen im Forum!

Zu deiner Frage mit dem Steglatro (Wirkstoff: Ertugliflozin): Das ist ein sogenannter SGLT2-Hemmer. Der wirkt nicht über die Bauchspeicheldrüse, sondern über die Nieren – genauer gesagt, er sorgt dafür, dass überschüssiger Zucker über den Urin ausgeschieden wird. Die Bauchspeicheldrüse muss dafür also nicht "mitspielen", was grundsätzlich positiv ist bei Typ-3c-Diabetes.

Allerdings: Diese Medikamente wirken am besten, wenn der Blutzucker dauerhaft zu hoch ist – also z. B. bei nüchternen Werten oder auch leicht erhöhtem Langzeitwert. Bei dir scheint der HbA1c mit 6,7 % schon recht gut im Zielbereich zu liegen, und dein Problem liegt eher in den Blutzuckerspitzen direkt nach dem Essen. Da helfen SGLT2-Hemmer leider oft nicht so richtig, weil sie eher den „Grundpegel“ absenken, nicht aber kurzfristige Ausschläge nach oben bremsen.

Kurz gesagt: Ja, das Medikament kann grundsätzlich wirken, auch bei fehlendem Pankreas, aber ob es dir was bringt, ist individuell – und klingt bei dir bisher eher nach „nö :-P“. Solche postprandialen (nach dem Essen) Spitzen sind bei Typ-3c leider typisch, weil oft nicht nur Insulin, sondern auch Glukagon, Amylin etc. fehlen – also die feine Abstimmung der Blutzuckerregulation gestört ist.

Evtl. wären andere Strategien effektiver, z. B. ein kurzwirksames Insulin zu den Mahlzeiten oder eine Änderung beim Essverhalten (Stichwort: langsame KH, kleinere Portionen, Ballaststoffe etc.). Besprich das am besten nochmal mit deiner Diabetologin – vielleicht war das Steglatro ein Versuch, der aber nicht den erhofften Effekt bringt.

Liebe Grüße und weiterhin alles Gute – Respekt für deinen Weg bisher!
Tom
Tardis
Beiträge: 3
Registriert: 8. März 2025, 03:23

Re: Diabetes 3 und Steglatro

Beitrag von Tardis »

Hallo zusammen,

seit 20.4 gehöre ich auch zum "Club" der Typ 3c.
Obwohl ich ein Neuling bin, habe ich auc bei mir immer wieder festgestellt das die Glukosewerte sich unberechenbar verhalten.
Wie hier erwähnt: Gerade nach dem Essen schnellen die Werte trotz sprizen nach oben oder bleiben oben und gehen erst nach Stunden wieder runter etc. Oder machen einfach was sie wollen ohne mir erkentlichen Grund.

Um das in den Griff zu bekommen hat bei mir eigentlich nur eins gewirkt: Regelmässige Bewegung. Ausdauertraining brachte nicht viel aber regelmässiges Krafttraining wirkt bei mir Wunder. Ich habe jetzt eine Woche aussetzen müssen und prompt zickt der Zucker wieder im erwähnten Muster.

Fazit: Auf die Ernährung achten brachte bei mir alleine keinen Erfolg. Aber so 1h pro Tag Sport wirkte Wunder. Es muss nicht exzessiv sein. Einfach auf eigenem mittlernen Nivau aktiv sein (Keine Schmerzen, keine Hochleistung, einfach so wie ss für einen passt). Vielleicht hilft oder untersützt das auch.

Viele Güsse
Michael
Levi
Beiträge: 3
Registriert: 1. Mai 2025, 13:08

Re: Diabetes 3 und Steglatro

Beitrag von Levi »

Guten Morgen, diese Antworten helfen mir schon sehr und es ist genauso wie ich es mir gedacht habe. Auf lange Sicht werde ich wohl um das insulinspritzen nicht drum rum kommen….
Vg!!
Levi
Beiträge: 3
Registriert: 1. Mai 2025, 13:08

Re: Diabetes 3 und Steglatro

Beitrag von Levi »

Hallo nochmal,

Ich habe das nun meiner Diabetologin so mitgeteilt und bekam folgende Antwort:

„ … So ganz richtig ist Ihre These nicht, SGLT2-Inhibitoren schaffen oft auch eine gute Absenkung der Essensspitzen.
Natürlich wird tendenziell weniger Zucker über den Urin ausgeschieden, wenn die Glukosestoffwechsellage bereits nahe des Normbereichs liegt, dennoch wirkt es punktuell auch nach dem Essen, wenn ein Absenken der
postprandialen Messdaten erforderlich ist.

Gerne misst der Sensor in einem Bereich unter 80 mg/dl auch tendenziell niedriger, was sich in blutigen Gegenmessungen zeigen würde.
Auch ein Abdrücken des Fühlers nachts kann einen falschen Messwert ergeben.“

Ich solle blutig Nachmessen in der Nacht. Nun habe ich drei Tage lang das Steglatro nicht eingenommen und zack - Unterzuckerung nachts weg. Es drängt sich mir der Verdacht auf, dass die Diabetologin nicht so ganz mit meinem speziellen Fall nach Whipple zurechtkommt und ich werde das nochmals testen. Medikament wieder nehmen und schauen was passiert. Und dann - wenn ich darüber Klarheit habe - zur Unterstützung der Bauchspeicheldrüse nochmal Metformin nehmen und dann schauen wie die Lage ist.

Alles nicht so einfach, 😅
Vg Levi
Jana
Beiträge: 329
Registriert: 29. September 2020, 17:29

Re: Diabetes 3 und Steglatro

Beitrag von Jana »

Hallo,

ich habe auch einen insulinpflichtigen pankreopriven Diabetes. Das Thema hohe Spitzen nach der Mahlzeit hatte ich auch eine Weile mal. Bei mir hat sich gezeigt, dass wenn ich einen Tick mehr Basalinsulin nehme, 1 IE war das, mein BZ weiterhin genau das gleiche Level hat, aber die Spitzen nach dem Essen niedriger wurden. Das habe ich auch schonmal bei jemand anderem so gelesen.
Aufgrund der Restfunktion steigt bei einem Typ3c nicht zwingend bei etwas zu wenig Basalinsulin die Nüchternwert an, sondern hohe Mahlzeitenspitzen können auch ein Zeichen des Basalmangels sein.

WICHTIG! Sowas nicht unverantwortlich selbst ausprobieren. Voraussetzung ist, dass der Blutzucker im Tagesverlauf nicht schon zu niedrigen Werten neigt.

Welches Basalinsulin nutzt du? Ist das Insulin glardin? Das wirkt gerne nur 20h. Und wenn man es wie üblich 22 Uhr spritzt und um 18 Uhr abend isst, dann hat man da gerne eine Basallücke und die Werte steigen nach dem Essen stark an.

Zwecks SGLT2‐Inhibitoren. Das Medikament hatte ich nie selbst. Es heißt aber, dass es die Nierenschwelle, die normalerweise bei 180-200mg/dl liegt, auf ca. 140mg/dl runtersetzt. D.h. ist dein BZ über diese Schwelle, dann wird über die Nieren Zucker ausgeschieden. Die Wirkung (bspw. Nachts oder nach dem Essen) kannst du recht einfach sehen, wenn du dir Urinstix mit Glukose besorgst.

Wegen den nächtlichen Hypos, ja da kann ein Auf-dem-Sensor-liegen tatsächlich falsch niedrige Sensorwerte machen. Da hilft nur blutig nachmessen oder auf die andere Seite drehen und Werte beobachten.
Natürlich können es auch echte Hypos sein, man sollte aber an erster Stelle ein Messfehler ausschließen. Bin gespannt, was deine Tests ergeben.

Nächtliche Hypos sind übrigens häufig bei Typ3c. Uns fehlt neben dem Insulin auch Glukagon. Letzteres hat aber keine Wirkung auf die Höhe der BZ-Spitzen, wie TomKay schrieb, sondern soll Unterzuckerungen verhindern.
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